Über mich

Der Ablauf

Im Oktober 2018 kam es über mich.

Ich hatte den Tumor selbst ertastet. Ultraschall, Mammographie und Stanzbiopsie brachten es dann auf den Punkt. Schnellwachsend und aggressiv ist diese Art Brustkrebs, hieß es.

Im Klinikum Marburg wurden dann Untersuchungen durchgeführt um zu schauen, ob der Krebs schon gestreut hat. Das hatte er nicht, was für ein Glück. Neu 2019: Doch, er hat gestreut. Multiple Lymphknoten sind befallen.

 

 

Herbst 2018

Und was für ein Glück, dass vor ein Jahr zuvor mein Mann zu mir gezogen ist. Nun ist er da, ich bin nicht allein. Er will immer hilfreich zur Stelle sein. Aber ich kann ihn nicht alles machen lassen, ich habe das Bedürfnis, vieles - möglichst vieles - selbst zu machen. Wenn ich im Keller Wäsche aufgehängt habe, fühle ich mich bestätigt. Das kann ich noch, auch wenn ich in der Wohnung angekommen am Japsen bin. Wenn ich im Garten Laub reche, dann bestätigt es mir, dass ich das noch geregelt kriege. Die Chemo und der Tumor schwächen mich, aber ich will nicht die Hände in den Schoß legen.

Auch wenn ich liebend gerne stundenlang TV schaue oder an guten Tagen super gerne Auto fahre ;-)

 

 

November 18 bis Januar 19 bekam ich Chemo, wöchentlich, aber nur 9 von 18 Zyklen.

Zwischendurch mussten Chemos ausfallen, weil ich zu erkältet war. Daher vermied ich konsequent den Kontakt zu anderen Menschen, um mich nicht wieder anzustecken und um die Behandlung ohne Pausen durchziehen zu können. Da die Chemo das Knochenmark schwächte, so dass die genügende Produktion von Leukozyten nicht mehr möglich war, wurde die Chemo Ende Januar 2019 abgebrochen.

Was folgte war eine OP am 12. Februar 2019, bei der die rechte Brust und Lymphknoten entfernt wurden. 10 Tage später wurde ich entlassen.

Nun erhalte ich eine andere Chemo-Therapie. Sie soll über 6 Monate gehen und in Tablettenform erfolgen. Dazu bekomme ich noch Hormone. Mal sehen, ob ich das vertrage.

 

März 19: Es geht mir grade richtig gut. Klar, die Energie ist schneller verbraucht als vor der Krankheit. Aber ich kann viel machen und das macht mich zufrieden. Nun, da der Frühling da ist, zieht es mich raus in den Garten. Das macht mir große Freude.

Die Tabletten-Chemo vertrage ich grade gut. "Grade" schreibe ich, weil es sich auch wieder ändern kann. Die Chemie addiert sich im Körper. Da muss man abwarten, welche Nebenwirkungen noch kommen.

Die Aromatasehemmer haben auch viele Nebenwirkungen, auch da muss ich einfach abwarten. Aber grade geht es mir gut und das genieße ich. :-)

 

Mai 19: Es geht mir immer noch gut! Nach einer längeren Aktivität kann ich mich aber nicht so schnell erholen. Ich bin lange erschöpft. Die Bestrahlungen sollen diesen Monat beginnen. Welche Auswirkungen sie haben werden, muss ich abwarten.

Im Büro steht mein Crosstrainer. Seit Anfang des Jahres bemühe ich mich, ihn zu nutzen. Anfangs waren es wenige Minuten und 20 Watt und mein Puls war bei 160. Dann habe ich stets abgebrochen, Ziel ist Puls 130. Mittlerweile bin ich bei 15 Minuten und 65 Watt. Der Crosstrainer hilft mir morgens, in die Puschen zu kommen, die Gelenke zu bewegen, den Kreislauf anzuregen. Das funktioniert ganz gut, ich bin zufrieden. Allein der innere Schweinehund...

Mai 19: In der Strahlenklinik wurde heute (14. Mai) das Planungs-CT für die Bestrahlungen gemacht. Endlich! Am kommenden Mittwoch (22. Mai) geht es los mit den 28 Bestrahlungen. Das ist wirklich gut, denn sie werden die Metastasen angreifen und platt machen - das ist der Plan.  

 

Heute war ich nach dem Rasen mähen erstmals mit den Nordic-Walking-Stöcken unterwegs. Der Nachbar hatte mir die Anwendung kurz erklärt und meinte, diese Sportart sei gut für die Brustmuskulatur.  Da habe ich wohl etwas falsch gemacht, denn ich habe meine Arme und den Rücken gespürt, nicht aber von wegen Brustmuskulatur. Aber ich war ganz gut unterwegs, zwei Bänke auf der Strecke kamen mir ganz gelegen.

Meinen Weight Watchers Schrittzähler habe ich grade gefunden und werde den mal mit einer neuen Batterie bestücken, denn es heißt, 10 000 Schritte soll man tun (am Tag!).  

 

Ich bin wieder guter Dinge. Das fühlt sich gut an.


Neben dem Crosstrainer sportel ich nun mit den Nordic-Walking-Stöcken. Inzwischen rund 3 Kilometer pro Tour. Wobei ich die Bänke schon nutze... ;-) Aber anschließend bin ich vollkommen erschöpft. Ob das normal ist? Früher (vor Krebs)  konnte ich mich recht schnell erholen, inzwischen dauert es erheblich länger. 

Vom Krebs-Forum im Netz halte ich mich inzwischen auch fern. Es ist nicht zielführend, wenn man liest, dass nach mehreren Jahren der Krebs zurück kommt. Oder das Brustkrebs-Metastasen in den Organen oder dem Hirn auftauchen. Damit muss ich mich nicht beschäftigen, finde ich. 

Die Bestrahlungen haben begonnen. Die erste war von zahlreichen Einstellungen begleitet, die zweite ging sehr schnell. Ich habe den Eindruck, dass diese bleierne Müdigkeit wieder zurück kommt. Es kann sein, dass die parallele Einnahme der Capecitabine ein Ende findet. Mal sehen.

Ja, die Capecitabine wurden nun abgesetzt und wenige Tage später ging es mir besser. Allerdings setzt mir die Hitze zu. Den Crosstrainer hatte ich vernachlässigt - nur ein paar Tage - und schon geht es mit der Ausdauer bergab. Grade kämpfe ich mich wieder auf 15 Minuten bei 75 Watt. Ich muss also immer dranbleiben.

Mitte Juni: Die Bestrahlungen setzen mir ziemlich zu. Ich habe offenbar das Fatigue-Syndrom. Bin müde, antriebslos, ohne Ausdauer und ohne Belastbarkeit, fühle mich schwach und vergesse furchtbar viel. Das steht meinem Leben vor Krebs völlig entgegen. Der Onkologe findet meine Blutwerte gut und ist zufrieden. Tja. Also gehe ich zum Hausarzt, mal sehen, was von da kommt.