Was macht...

...Krebs mit mir?

 

Nicht nur, dass eine Amputation stattfand und ich nicht mehr "vollständig" bin. Auch der Verlust der großen Zuversicht macht mir zu schaffen.

Ich habe immer gedacht, dass ich auch so alt werde wie meine Großeltern, zumindest mal an die 80 Jahre oder so. Von der Rente hatte ich gesprochen, wollte 2029 nach über 45 Jahren Beschäftigung in Rente gehen. Heute sehe ich diese Gedanken in einer großen Entfernung. Viele Krebskranke zählen die Jahre, die sie nach der Diagnose weiterleben. 1 Jahr, 3 Jahre, 5 Jahre nach der Diagnose. Weil uns bewusst ist, dass dieser Feind im Körper lauert.

Das alles macht dunkle Gedanken.

 

Es wird erwartet, dass man Vertrauen in die Ärzte und ihr Können hat. Klar - das ist auch sinnvoll. Das sind echte Experten, die sich auskennen (gewiss viel besser als ich) und genau wissen, was sie tun.

Oder?

Je länger ich in Behandlung bin, desto mehr bekomme ich mit, dass eine Institution fehlt: Ein Arzt, der den Mensch als Ganzes sieht. Kein/e "Fachidiot*in", sondern eine Person, die über den Tellerrand heraus schauen kann. Unser Gesundheitssystem sieht so jemand nicht vor. Allerdings scheint es unter den Gynäkologen und Onkologen einige wenige zu geben, die sich auch in dieser Hinsicht bemühen. Schade, dass ich von denen keinen kenne.

 

Im Gegenteil: Von einigen Medizinern fühle ich mich allein gelassen. Das ist ein Gefühl, dass ich lange nicht mehr hatte. Volle Wartezimmer und ein voller Terminkalender bei manchen Göttern in Weiß sind symptomatisch.  

Wobei... die Ärzte des Brustzentrums sind richtig gut, zugänglich und machen einen Superjob!!!

 

Viele gute Tipps bekomme ich von denen, die eine ähnliche Erkrankung haben.

 

Inzwischen bemerke ich jedes Zipperlein, dem ich früher nicht mal ein bisschen Beachtung geschenkt hätte.

 

... ein wenig empathischer Onkologe mit mir?

 

Wie gesagt, bin ich eigentlich recht optimistisch und guter Dinge.

Aber ein Arzt, der mich verunsichert, der Andeutungen macht, mit denen ich nichts anfangen kann, der kostet mich so viel Kraft und macht mir so viele Sorgen.

 

"Sie gehen nicht gut mit sich um!"

Niemand hatte gesagt, dass ich nicht in die Sonne darf während der Chemo. Während der Bestrahlung kann ich das verstehen. Aber während der Chemo? Krebspatienten sollen nicht googeln, sich nicht im Internet informieren. Das kann ich ja auch verstehen, weil die Forschung voranschreitet und viele Infos im Netz alt sind. Aber dann muss der Arzt die Patienten auch informieren.

 

"Sie müssen besser mit sich umgehen!"

Was mache ich mit der Aussage? Ich muss abnehmen - während der Chemo? Echt? Anfangs hieß es immer: "Sie können essen was immer sie können, die Hauptsache ist, es geht Ihnen gut!" Dazu hätte man vielleicht auch gleich sagen können: "Aber es wäre besser, Sie würden besser und weniger essen." Wäre das so falsch gewesen?

Zum jüngsten Besuch in der onkologischen Praxis bin ich sehr gut gelaunt und zuversichtlich hingegangen und als ich das Gebäude verließ, war ich deprimiert und niedergeschlagen. Das hält nun schon Tage an.

 

Am Beginn der Chemo bekam ich einen Zettel, was ich alles zur Behandlung mitbringen kann, denn sie dauert ja einige Stunden. Solch einen Zettel über das, was man darf und was man (nicht) machen soll, wäre durchaus wünschenswert.

 

Dazu kommt, dass ich wichtige Informationen zur Erkrankung dem Arzt immer aus der Nase ziehen muss. Ich bekomme Arztbriefe, darin mag ja alles stehen, aber ich bin keine Medizinerin und verstehe den Inhalt nicht. Und wenn ich lese: "Bis ins Gesunde entfernt" und dann Lymphe dennoch befallen sind, erwarte ich, dass man mir das sagt und ich es nicht über das "verbotene" Google herausfinden muss!

 

Ich denke, ich muss den Onkologen wechseln. Darin finde ich viel Unterstützung: "Sie haben noch einen langen Weg vor sich, da muss die Chemie zwischen Arzt und Patient stimmen!" Das ist wohl war!

Ja... aber...

Jeder Mensch hat mal Stress und jeder einen schlechten Tag. Das Gespräch mit dem Onkologen war gut, wir haben uns ausgetauscht und meine Kritik wurde verstanden. Das gibt mir wieder ein gutes Gefühl und die Hoffnung, dass wir es zusammen hinkriegen.